Auf unserem Weg nach Postojna haben wir in Ljubljana (dt. Laibach) Station gemacht. Es war der 11. Juli 1985, ein herrlicher Sommertag. Wir waren schon einige Tage unterwegs, und auf meinem Postsparbuch waren noch 300 DM. Thomas hat zu dieser Zeit auch nicht mehr über viel mehr Geld verfügt. Wir wollten noch knapp zwei Wochen durchhalten. Also mussten wir langsam anfangen, mit unserer Urlaubskasse besser zu haushalten. In Italien hatte man mir ja 360 DM geraubt, die fehlten jetzt.

Kurz vor Mittag kamen wir in der heutigen Hauptstadt Sloweniens an und wir schafften es gerade noch aufs Hauptpostamt, bevor dieses für die nächsten drei Stunden über Mittag geschlossen würde. Soviel Zeit hatten wir aber nicht, wir wollten weiter nach Postojna.

Thomas und ich stellten uns an benachbarte Schalter, um jeweils 100 DM abzuheben. Meine Postbeamtin war längst beim Gegenwert von 100 DM angekommen, aber sie zählte weiter Scheine. Mir fiel sofort auf, dass das zu viel war. Auch Thomas registrierte das, aber ich war sofort einen strengen Blick zu ihm herüber der ihm zeigen sollte, jetzt einfach nur die Klappe zu halten. Das klappte auch. Und tatsächlich verließ ich mit Dinar in einem Gegenwert von 200 DM das Postgebäude.

Draußen haben wir nochmal nachgezählt, und es war tatsächlich so. Nach dem Raub in Italien, hatte ich nun endlich auch mal Glück gehabt. Natürlich mussten wir das feiern. Einen Teil des Geldes haben wir natürlich gleich in einem Straßencafé auf dem Marktplatz in Pivo investiert.  

Doch irgendwie überkam uns das schlechte Gewissen. Wir überlegten, ob die Frau den Schaden wohl aus eigener Tasche zahlen müsse. Reich waren die Leute dort ja nicht wirklich. Uns war schnell klar, dass uns die Beamtin leid tat, und wir das Geld zurückbringen würden, auch wenn wir dadurch unseren Zug nach Postojna verpassen würden. Aber die Post machte ja erst um 15:00 Uhr wieder auf und so waren wir gezwungen, weiter Bier zu trinken.

Postsparbuch
Barabhebung in Ljubljana

Kurz vor drei standen wir bereits auf den Stufen des Postamtes. Dann schloss man die Tür auf, und als wir die Schalterhalle betraten sahen wir schon, dass ein Grüppchen von Kollegen mit ernsten Mienen um die Postbeamtin herum standen. Wir gingen auf den Schalter zu. Die Leute schauten auf, deren Gesichtsausdruck heiterte auf. Oben an der Wand hing ein Bild von Tito. Verlegen starrte ich darauf und legte die Dinar auf den Tresen, die ich zu viel erhalten hatte. Die Postbeamten drehten sich herum und starrten ebenfalls auf das Titobild. Und dann brach Jubel aus. Ja, es war wirklich Jubel. Die Leute haben sich wahnsinnig gefreut. Sie kamen hinter dem Schalter vor. Sie drückten und herzten uns. ich wurde gefeiert wie ein Held. Und schließlich kam ein Kollege und übergab mir einen Plastikbecher. Darin waren einige Dinar. Die Postler hatten aus deren eigener Tasche für uns gesammelt.

Wir nahmen den nächsten Zug nach Postajna. Und wir waren sicher, das Richtige getan zu haben.

Ich bin mir heute noch sicher! Und ich bin mir auch fast sicher, dass noch heute ein Bild von mir neben dem vom Tito hängt. Im Hauptpostamt von Ljubljana.